Aktuelle Informationen2018-02-26T13:29:37+00:00

 

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Abziehbarkeit von Beiträgen zu einer freiwilligen Pflegezusatzversicherung als Sonderausgaben verfassungsrechtlich nicht geboten

Nach der ab 2010 gel­ten­den Rechts­la­ge sind Bei­trä­ge zur Basis-Kran­ken­ver­si­che­rung, die zur Erlan­gung eines sozi­al­hil­fe­glei­chen Ver­sor­gungs­ni­veaus erfor­der­lich ist, und zur gesetz­li­chen Pfle­ge­ver­si­che­rung in vol­ler Höhe als Son­der­aus­ga­ben abziehbar.

Dem­ge­gen­über wer­den Auf­wen­dun­gen für einen dar­über­hin­aus­ge­hen­den Kran­ken- oder Pfle­ge­ver­si­che­rungs­schutz und sons­ti­ge Vor­sor­ge­auf­wen­dun­gen mit Aus­nah­me von Alters­vor­sor­ge­bei­trä­gen (also z.B. Arbeitslosen‑, Unfall‑, Erwerbsunfähigkeits‑, Haft­pflicht- und Risi­ko­ver­si­che­run­gen) nur im Rah­men eines gemein­sa­men Höchst­be­trags steu­er­lich berück­sich­tigt, der aller­dings regel­mä­ßig bereits durch die Bei­trä­ge zur Basis­ab­si­che­rung aus­ge­schöpft wird.

Die Klä­ger hat­ten jeweils eine frei­wil­li­ge pri­va­te Pfle­ge­zu­satz­ver­si­che­rung abge­schlos­sen, mit­hil­fe derer sie die finan­zi­el­len Lücken schlie­ßen woll­ten, die sich im Fal­le dau­ern­der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit vor allem bei höhe­ren Pfle­ge­gra­den auf­grund der den tat­säch­li­chen Bedarf nicht abde­cken­den Leis­tun­gen der gesetz­li­chen Pfle­ge­ver­si­che­rung ergä­ben. Die hier­für auf­ge­wen­de­ten Bei­trä­ge blie­ben im Rah­men der Ein­kom­men­steu­er­ver­an­la­gung auf­grund der ander­wei­ti­gen Aus­schöp­fung des Höchst­be­trags ohne steu­er­li­che Aus­wir­kung. Hier­ge­gen wand­ten sich die Klä­ger und mach­ten im Kern gel­tend: So, wie der Sozi­al­hil­fe­trä­ger die Heim­pfle­ge­kos­ten des Sozi­al­hil­fe­emp­fän­gers über­neh­me, müss­ten auch die Bei­trä­ge für ihre Zusatz­ver­si­che­run­gen, die ledig­lich das sozi­al­hil­fe­glei­che Ver­sor­gungs­ni­veau im Bereich der Pfle­ge gewähr­leis­te­ten, zur Wah­rung der Steu­er­frei­heit des Exis­tenz­mi­ni­mums ein­kom­men­steu­er­recht­lich berück­sich­tigt werden.

Der X. Senat des Bun­des­fi­nanz­hofs (BFH) hat mit Urteil vom 24.07.2025 – X R 10/20 die gesetz­li­che Beschrän­kung des Son­der­aus­ga­ben­ab­zugs für ver­fas­sungs­ge­mäß erach­tet und von einer Vor­la­ge an das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt abgesehen.

Dies hat der BFH unter ande­rem damit begrün­det, dass der Gesetz­ge­ber die gesetz­li­chen Pfle­ge­ver­si­che­run­gen bewusst und in ver­fas­sungs­recht­lich zuläs­si­ger Wei­se ledig­lich als Teil­ab­si­che­rung des Risi­kos der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit aus­ge­stal­tet habe, bei wel­cher nicht durch die gesetz­li­che Pfle­ge­ver­si­che­rung abge­deck­te Kos­ten in ers­ter Linie durch Eigen­an­tei­le der pfle­ge­be­dürf­ti­gen Per­so­nen aus ihren Ein­kom­men oder ihrem Ver­mö­gen aus­zu­brin­gen sei­en. Dem­entspre­chend bestehe für den Gesetz­ge­ber kei­ne ver­fas­sungs­recht­li­che Pflicht, auch die über das Teil­leis­tungs­sys­tem hin­aus­ge­hen­den Leis­tun­gen steu­er­lich zu för­dern und inso­weit mit­zu­fi­nan­zie­ren. Das Prin­zip der Steu­er­frei­heit des Exis­tenz­mi­ni­mums erfor­de­re ledig­lich, dass der Staat die­je­ni­gen Bei­trä­ge für Pfle­ge­ver­si­che­run­gen steu­er­lich frei­stel­len müs­se, die der Gesetz­ge­ber als ver­pflich­ten­de Vor­sor­ge anse­he und die nicht über das sozi­al­hil­fe­recht­li­che Niveau hin­aus­gin­gen. Dies sei bei einer frei­wil­li­gen pri­va­ten Pfle­ge­zu­satz­ver­si­che­rung nicht der Fall.

BFH, Pres­se­mit­tei­lung vom 23.10.2025 zu Urteil vom 24.07.2025, X R 10/20

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