Aktuelle Informationen2018-02-26T13:29:37+00:00

 

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DIW Berlin zum Kampf gegen Steuerhinterziehung mit dem Common Reporting Standard: Erste Erfolge, aber auch noch Lücken

Stu­die wer­tet erst­mals Sta­tis­ti­ken über seit 2017 an Steu­er­be­hör­den gemel­de­te Aus­lands­kon­ten aus – Steu­er­ver­wal­tun­gen und Finanz­be­hör­den zögern bei Ver­öf­fent­li­chung und Bereit­stel­lung der Daten – Die Zuord­nung von über Fir­men­kon­struk­te gehal­te­nen Kon­ten zu ihren eigent­li­chen Eigentümer*innen scheint noch nicht flächendeckend

Der Com­mon Report­ing Stan­dard (CRS) zum auto­ma­ti­schen Infor­ma­ti­ons­aus­tausch über Aus­lands­ver­mö­gen hat zu einem Durch­bruch bei der Bekämp­fung inter­na­tio­na­ler Steu­er­hin­ter­zie­hung geführt. Jedoch funk­tio­niert die Zuord­nung der eigent­li­chen Eigentümer*innen bei über Fir­men­kon­struk­te gehal­te­nen Kon­ten nicht immer. Das zeigt eine Stu­die des Deut­schen Insti­tuts für Wirt­schafts­for­schung (DIW Ber­lin), für die Sarah Godar aus der Abtei­lung Makro­öko­no­mie gemein­sam mit Kolleg*innen des EU Tax Obser­va­to­ry erst­mals CSR-Daten aus­wer­tet hat. Nur 16 Län­der stell­ten Daten zur Ver­fü­gung. Auf die­se ent­fal­len Aus­lands­gut­ha­ben von rund 3,5 Bil­lio­nen US-Dol­lar, was knapp 30 Pro­zent des im Jahr 2022 über den CRS gemel­de­ten Aus­lands­ver­mö­gens entspricht.

Mehr als 100 Län­der und Gebie­te betei­lig­ten sich bis dato am CRS, der Ban­ken und Steu­er­ver­wal­tun­gen seit 2017 ver­pflich­tet, Infor­ma­tio­nen über Aus­lands­ver­mö­gen auto­ma­tisch mit­ein­an­der zu tei­len. Die Zahl der Mel­dun­gen hat seit­dem ste­tig zuge­nom­men. »Wir sehen, dass die Bekämp­fung von Steu­er­hin­ter­zie­hung über den CRS funk­tio­niert. Gleich­zei­tig man­gelt es aber noch an Trans­pa­renz von Sei­ten der CRS-Län­der, um die bestehen­den Lücken beim Infor­ma­ti­ons­aus­tausch bes­ser ein­schät­zen zu kön­nen«, resü­miert Stu­di­en­au­to­rin Sarah Godar.

Zuord­nungs­quo­te bei Fir­men verbesserungswürdig

Das durch­schnitt­lich gemel­de­te Kon­to­gut­ha­ben beträgt 70 000 US-Dol­lar. In Finanz­zen­tren wie der Schweiz oder Luxem­burg, lie­gen die Kon­to­stän­de jedoch deut­lich höher. Und dort sind auch über pas­si­ve Fir­men­kon­struk­te gehal­te­ne Kon­ten beson­ders häu­fig, die oft zur Ver­schleie­rung der wirt­schaft­lich Berech­tig­ten ver­wen­det wer­den. Wäh­rend die Steu­er­be­hör­den 86 bis 92 Pro­zent der Aus­lands­kon­ten inlän­di­schen Steu­er­pflich­ti­gen zuord­nen kön­nen, ist die Tref­fer­quo­te bei Fir­men deut­lich geringer.

»Um die Effek­ti­vi­tät des CRS zu ver­bes­sern, braucht es poli­ti­sche Unter­stüt­zung für die Arbeit der Steu­er­be­hör­den. Außer­dem ist mehr Trans­pa­renz bei der Offen­le­gung der Daten nötigs­üben zu kön­nen.« Sarah Godar

Dabei ist es ein zen­tra­les Ziel des CRS, die tat­säch­li­chen Eigentümer*innen hin­ter Brief­kas­ten­fir­men auf­zu­de­cken und sie steu­er­lich zur Ver­ant­wor­tung zu zie­hen. »Um die Effek­ti­vi­tät des CRS zu ver­bes­sern, braucht es poli­ti­sche Unter­stüt­zung für die Arbeit der Steu­er­be­hör­den. Außer­dem ist mehr Trans­pa­renz bei der Offen­le­gung der Daten nötig, um gege­be­nen­falls poli­ti­schen Druck auf Län­der mit nied­ri­gen Zuord­nungs­quo­ten aus­üben zu kön­nen«, kom­men­tiert Godar die Studienergebnisse.

Öffent­li­che und stan­dar­di­sier­te Daten gefordert

Wäh­rend laut OECD im Jahr 2022 knapp 13 Bil­lio­nen US-Dol­lar Aus­lands­ver­mö­gen über den CRS gemel­det wur­den, schätzt das For­schungs­in­sti­tut EU Tax Obser­va­to­ry das glo­ba­le Off­shore-Ver­mö­gen im sel­ben Jahr auf elf Bil­lio­nen Dol­lar. Aller­dings sind die Zah­len nur bedingt ver­gleich­bar. Die Schät­zung des Off­shore-Ver­mö­gens bezieht sich nur auf in Finanz­zen­tren gehal­te­ne Haus­halts­ver­mö­gen. Wer­den die CRS-Daten ent­spre­chend ver­gleich­bar gemacht, zeigt sich, dass die gemel­de­ten CRS-Ver­mö­gen 30 bis 50 Pro­zent unter den Schät­zun­gen des Off­shore-Ver­mö­gens lie­gen. Zusätz­lich müss­ten aber die im Infor­ma­ti­ons­aus­tausch mit den USA erhal­te­nen Daten berück­sich­tigt wer­den, da die USA nicht am CRS teil­neh­men. Sarah Godar betont des­halb: »Wir brau­chen öffent­li­che, nach ein­heit­li­chen Stan­dards auf­ge­ar­bei­te­te Sta­tis­ti­ken über die vom auto­ma­ti­schen Infor­ma­ti­ons­aus­tausch abge­deck­ten Aus­lands­ver­mö­gen, um eine infor­mier­te Debat­te über die gerech­te Besteue­rung von Kapi­tal­ein­kom­men zu führen.«

Stu­die im DIW Wochen­be­richt 22/2025

Deut­sches Insti­tut für Wirt­schafts­for­schung (DIW Ber­lin), Pres­se­mit­tei­lung vom 28.5.2025

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