Aktuelle Informationen2018-02-26T13:29:37+00:00

 

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Steuerberaterpostfach: BVerfG entscheidet zu verzögerter Einführungsphase

Weil man­che Steu­er­be­ra­ter das beson­de­re elek­tro­ni­sche Steu­er­be­ra­ter­post­fach erst ver­zö­gert nut­zen konn­ten, hielt die finanz­ge­richt­li­che Recht­spre­chung eine Rei­he von Kla­gen für unzu­läs­sig, die nach Beginn der akti­ven Nut­zungs­pflicht am 01.01.2023 noch per Post ein­ge­reicht wur­den. Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat dem in einer aktu­el­len Ent­schei­dung einen Rie­gel vorgeschoben.

Mit dem beson­de­ren elek­tro­ni­schen Steu­er­be­ra­ter­post­fach (beSt) neh­men Steu­er­be­ra­te­rin­nen und Steu­er­be­ra­ter seit dem 01.01.2023 am elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr teil. Wie für Anwäl­tin­nen und Anwäl­te besteht auch für sie in gericht­li­chen Ver­fah­ren eine akti­ve Nut­zungs­pflicht. In der Ein­füh­rungs­pha­se des beSt war es zu der Son­der­si­tua­ti­on gekom­men, dass man­che Berufs­trä­ger die Brie­fe zur erst­ma­li­gen Regis­trie­rung erst nach dem Ein­tritt der akti­ven Nut­zungs­pflicht zugin­gen und sie daher das beSt gar nicht nut­zen konn­ten. Die Bun­des­steu­er­be­ra­ter­kam­mer bot auf frei­wil­li­ger Basis ein sog. fast lane-Ver­fah­ren an, mit dem erreicht wer­den konn­te, dass der Regis­trie­rungs­brief schnel­ler ver­sandt wurde.

Eine Rei­he von Finanz­ge­rich­ten leg­ten die Nut­zungs­pflicht unge­ach­tet des­sen sehr streng aus. Sie hiel­ten nach den all­ge­mei­nen Vor­schrif­ten ein­ge­reich­te Kla­gen für unzu­läs­sig und gin­gen von einer Ver­pflich­tung aus, sich für die fast lane anzu­mel­den. So sahen es auch das Finanz­ge­richt (FG) Nürn­berg und der Bun­des­fi­nanz­hof in dem Fall, der einer vom Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt (BVerfG) jüngst ent­schie­de­nen Ver­fas­sungs­be­schwer­de zugrun­de liegt.

Der Beschwer­de­füh­rer, des­sen Steu­er­be­ra­te­rin die Kla­ge man­gels Regis­trie­rungs­briefs per Post ein­ge­legt hat­te, wand­te sich dage­gen mit sei­ner Ver­fas­sungs­be­schwer­de. Dar­in rügt er die Ver­let­zung des recht­li­chen Gehörs durch Über­ra­schungs­ent­schei­dung, des Gleich­be­hand­lungs­grund­sat­zes, des Rechts auf ein fai­res Ver­fah­ren, des Gebots des effek­ti­ven Rechts­schut­zes, der all­ge­mei­nen Ver­trau­ens­grund­sät­ze und des Willkürverbots.

Das BVerfG hielt in sei­nem jüngst ver­öf­fent­lich­ten Beschluss die Ver­fas­sungs­be­schwer­de wegen Ver­let­zun­gen des Gebots effek­ti­ven Rechts­schut­zes (Art. 19 IV GG) und des Rechts auf Gehör (Art. 103 I GG) für begrün­det. Soweit das FG ein der Wie­der­ein­set­zung in die Kla­ge­frist ent­ge­gen­ste­hen­des Ver­schul­den ange­nom­men hat, lässt es u. a. uner­ör­tert, dass zum Jah­res­be­ginn 2023 eine flä­chen­de­cken­de Frei­schal­tung der beSt-Zugän­ge nicht mög­lich und daher auch nicht erfolgt war und dass die Bun­des­steu­er­be­ra­ter­kam­mer die das fast lane-Ver­fah­ren bis Ende Janu­ar 2023 stets als »frei­wil­lig« dekla­riert hat­te. Die Zurück­wei­sung der Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de ver­letzt daher das recht­li­che Gehör des Beschwerdeführers.

In ihrer Stel­lung­nah­me zu dem Ver­fas­sungs­be­schwer­de­ver­fah­ren hat­te die BRAK u. a. auf Bit­te des BVerfG Hin­ter­grün­de zur Ein­füh­rung des beA erläu­tert und war eben­falls zu dem Ergeb­nis gekom­men, dass die Ver­fas­sungs­be­schwer­de begrün­det ist. Die ange­grif­fe­nen Ent­schei­dun­gen ver­letz­ten aus ihrer Sicht die Rech­te des Beschwer­de­füh­rers auf recht­li­ches Gehör (Art. 103 I GG) und auf ein fai­res Ver­fah­ren (Art. 2 I i. V. m. Art. 20 III GG).

Hin­ter­grund

Gut­ach­ten auf Anfra­ge von an der Gesetz­ge­bung betei­lig­ten Behör­de oder von Bun­des­ge­rich­ten zu erstat­ten zählt nach § 177 II Nr. 5 BRAO zu den gesetz­li­chen Auf­ga­ben der BRAK. Sie nimmt auf­grund des­sen regel­mä­ßig zu ver­fas­sungs­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren Stel­lung. Deren Vor­be­rei­tung besorgt der Aus­schuss Ver­fas­sungs­recht der BRAK. Einen Ein­blick in des­sen Arbeit geben Prof. Dr. Chris­ti­an Kirch­berg und Dr. h.c. Ger­hard Stra­te in BRAK-Maga­zin 4/2023, 6.

BRAK, Mit­tei­lung vom 06.08.2025

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