Aktuelle Informationen2018-02-26T13:29:37+00:00

 

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Corona-Maßnahmen können zum Erlass von Zinsen führen

Nach­zah­lungs­zin­sen sind zu erlas­sen, soweit sie auf Steu­er­nach­zah­lun­gen ent­fal­len, für den nach einem BMF-Schrei­ben zu den Aus­wir­kun­gen des Coro­na-Virus ein Anspruch auf zins­freie Stun­dung bestan­den hat. Das hat das FG Müns­ter entschieden.

Das Finanz­amt setz­te gegen­über dem Klä­ger, einem Sport­ver­ein, im Mai 2020 die Kör­per­schaft­steu­er für 2018 fest. Da sich aus dem Bescheid eine Nach­zah­lung ergab, setz­te es zugleich Nach­zah­lungs­zin­sen gemäß § 233a AO für den Monat April 2020 fest. Der Ver­ein bean­trag­te die zins­freie Stun­dung aller Zah­lungs­an­sprü­che aus dem Kör­per­schaft­steu­er­be­scheid für 2018 und berief sich dabei auf das BMF-Schrei­ben vom 19. März 2020 über „Steu­er­li­che Maß­nah­men zur Berück­sich­ti­gung der Aus­wir­kun­gen des Coro­na-Virus“, weil der Geschäfts­be­trieb des Klä­gers durch die Coro­na-Maß­nah­men des Lan­des erheb­lich ein­ge­schränkt sei. Dem folg­te das Finanz­amt und gewähr­te die zins­lo­se Stun­dung der offe­nen Körperschaftsteuernachzahlung.

Zugleich bean­trag­te der Klä­ger den Erlass der Nach­zah­lungs­zin­sen wegen sach­li­cher Unbil­lig­keit. Zur Begrün­dung führ­te er aus, dass die Zin­sen nicht ent­stan­den wären, wenn das Finanz­amt den Kör­per­schaft­steu­er­be­scheid vor dem 1. April 2020 erlas­sen hät­te. Den Erlass der Zin­sen lehn­te das Finanz­amt ab, weil der Klä­ger deren Ent­ste­hung durch Bean­tra­gung höhe­rer Kör­per­schaft­steu­er­vor­aus­zah­lun­gen habe ver­mei­den kön­nen. Die Zin­sen sei­en zudem nicht unmit­tel­bar durch die Coro­na-Pan­de­mie ver­ur­sacht worden.

Der 13. Senat des Finanz­ge­richts Müns­ter hat der hier­ge­gen erho­be­nen Kla­ge statt­ge­ge­ben. Es hat das Finanz­amt ver­pflich­tet, den bean­trag­ten Erlass der Nach­zah­lungs­zin­sen zu gewäh­ren. Das dem Finanz­amt ein­ge­räum­te Ermes­sen sei inso­weit auf Null reduziert.

Die Erhe­bung der Nach­zah­lungs­zin­sen sei im kon­kre­ten Fall sach­lich unbil­lig, weil der Klä­ger durch die ver­spä­te­te Steu­er­fest­set­zung zwei­fels­frei kei­nen Liqui­di­täts­vor­teil erlangt und das Finanz­amt kei­nen Liqui­di­täts­nach­teil erlit­ten habe. Abs­trakt sei die im Mai 2020 erfolg­te Steu­er­fest­set­zung zwar geeig­net, den Liqui­di­täts­vor­teil aus­zu­lö­sen, den § 233a AO abschöp­fen wol­le. Da der Klä­ger aller­dings nach dem BMF-Schrei­ben vom 19. März 2020 unstrei­tig einen Anspruch auf zins­freie Stun­dung der Kör­per­schaft­steu­er­nach­zah­lung habe, sei nicht erkenn­bar, inwie­weit er durch die ver­zö­ger­te Steu­er­fest­set­zung einen zusätz­li­chen Liqui­di­täts­vor­teil erlangt haben könnte.

Der Hin­weis des Finanz­amts auf die Mög­lich­keit einer höhe­ren Vor­aus­zah­lung grei­fe nicht durch. Dem Klä­ger sei berech­tigt, die gesetz­lich gewähr­te Karenz­zeit von 15 Mona­ten aus­zu­nut­zen. Im April 2020 sei zwar abseh­bar gewe­sen, dass es nicht mehr recht­zei­tig zu einer Steu­er­fest­set­zung kom­me. Da die Coro­na-Pan­de­mie zu die­sem Zeit­punkt aller­dings bereits aus­ge­bro­chen war, erschei­ne es wider­sprüch­lich, die offe­nen Steu­er­nach­for­de­run­gen zins­frei zu stun­den und ande­rer­seits vom Klä­ger eine Ver­mei­dung von Zin­sen durch höhe­re Vor­aus­zah­lun­gen zu verlangen.

Der Senat hat die Revi­si­on wegen grund­sätz­li­cher Bedeu­tung zuge­las­sen. Die­se ist beim Bun­des­fi­nanz­hof unter dem Akten­zei­chen XI R 28/22 anhängig.

FG Müns­ter, Mit­tei­lung vom 15.12.2022 zum Urteil 13 K 1920/21 vom 26.10.2022 (nrkr – BFH-Az.: XI R 28/22)

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