Aktuelle Informationen2018-02-26T13:29:37+00:00

 

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Zugangsvermutung bei regelmäßig zustellungsfreien Tagen innerhalb der Drei-Tages-Frist

Das Finanz­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg hat ent­schie­den, dass die Zugangs­ver­mu­tung gemäß § 122 Abs. 2 Nr. 1 Abga­ben­ord­nung – AO – entfällt, wenn inner­halb der dort genann­ten 3‑Ta­ges-Frist an einem Werk­tag regelmäßig kei­ne Post­zu­stel­lung stattfindet.

Der Beklag­te erließ auf­grund der durch die Klägerin erstell­ten Einkommensteuererklärung einen Ein­kom­men­steu­er­be­scheid für 2017 am Frei­tag, dem 15.06.2018 und über­sand­te ihn unmit­tel­bar an die Klägerin. Die­se war vom 02.05.2018 bis 19.06.2018 (Tag der Rück­kehr) beruf­lich von ihrer Woh­nung abwe­send. Die Klägerin über­sand­te den Steu­er­be­scheid am 19.06.2018 per Tele­fax an eine Steu­er­be­ra­tungs­ge­sell­schaft. Der Bevollmächtigte leg­te am 19.07.2018 namens der Klägerin Ein­spruch ein und gab an, dass der Bescheid am 19.06.2018 ein­ge­gan­gen sei. Der Beklag­te ver­warf den Ein­spruch als unzulässig, da die Zugangs­ver­mu­tung inner­halb der 3‑Ta­ges-Frist des am 15.06.2018 im Wege des Zen­tral­ver­sands über­ge­be­nen Beschei­des durch den Vor­trag der Klägerin nicht erschüt­tert wer­de und die Ein­spruchs­frist daher am 18.07.2018 abge­lau­fen sei.

Das Gericht hat ent­schie­den, dass im Streit­fall die Zugangs­ver­mu­tung des § 122 Abs. 2 Nr. 1 AO nicht anzu­wen­den sei, weil die Zeu­gen­ver­neh­mung erge­ben habe, dass an der Woh­nung der Klägerin inner­halb der 3‑Ta­ges-Frist nach dem 15.06.2018 regelmäßig nicht an allen Werk­ta­gen von dem Post­dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men zuge­stellt wor­den sei. Zwar fin­de die Zugangs­ver­mu­tung auch Anwen­dung, wenn – z. B. wegen meh­re­rer arbeits­frei­er Tage oder Per­so­nal­aus­fall – inner­halb der 3‑Ta­ges-Frist an zwei Tagen kei­ne Zustel­lung statt­fin­de (z. B. wer­de bei Auf­ga­be zur Post am Frei­tag, dem 30. April trotz des Fei­er­tags am 1. Mai der Zugang am Mon­tag, dem 3. Mai grundsätzlich ver­mu­tet). Inso­weit han­de­le es sich jedoch um Son­der­kon­stel­la­tio­nen, die die grundsätzliche Anwen­dung der Zugangs­ver­mu­tung nicht in Fra­ge stel­len wür­den. Anders sei dies jedoch, wenn inner­halb der 3‑Ta­ges-Frist planmäßig an zwei auf­ein­an­der­fol­gen­den Tagen kei­ne Zustel­lung erfolge.

Das Finanz­ge­richt hat die Revi­si­on zuge­las­sen. Das Ver­fah­ren ist beim BFH unter dem Akten­zei­chen VI R 18/22 anhängig.

FG Ber­lin-Bran­den­burg, Pres­se­mit­tei­lung vom 02.01.2023 zum Urteil 7 K 7045/20 vom 24.08.2022 (nrkr – BFH-Az.: VI R 18/22)

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