Aktuelle Informationen2018-02-26T13:29:37+00:00

 

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FG Hamburg legt Neuregelung der Tonnagesteuer dem BVerfG vor

Das Finanz­ge­richt Ham­burg hat das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt (BVerfG) zu der Fra­ge ange­ru­fen, ob § 52 Abs. 10 Satz 4 des Ein­kom­men­steu­er­ge­set­zes (EStG) in der Fas­sung des Abzug­steu­er­ent­las­tungs­mo­der­ni­sie­rungs­ge­set­zes (Abz­S­tEnt­ModG) vom 2. Juni 2021 (BGBl. I. 2021, 1259) inso­weit ver­fas­sungs­wid­rig ist, als dar­in die rück­wir­ken­de Anwen­dung des § 5a Abs. 4 ¤tze 5 bis 7 EStG in der Fas­sung des Abz­S­tEnt­ModG für Wirt­schafts­jah­re, die nach dem 31. Dezem­ber 1998 begin­nen, ange­ord­net wird.

Hin­ter­grund der Vor­la­ge ist eine mit dem Abz­S­tEnt­ModG rück­wir­kend ab Ein­füh­rung der sog. Ton­nage­steu­er (§ 5a EStG) im Jahr 1999 in Kraft getre­te­ne Neu­re­ge­lung, die den sog. Unter­schieds­be­trag betrifft. Ein sol­cher Betrag wird bei der erst­ma­li­gen Anwen­dung der pau­scha­len Gewinn­ermitt­lung nach der Ton­na­ge vom Finanz­amt für jedes dem Schiffs­be­trieb unmit­tel­bar die­nen­de Wirt­schafts­gut und für jeden Mit­un­ter­neh­mer geson­dert fest­ge­stellt. Damit wer­den die sich in den Wirt­schafts­gü­tern (im Wesent­li­chen das Schiff) vor dem Wech­sel zur sog. Ton­nage­be­steue­rung ange­sam­mel­ten stil­len Reser­ven als Besteue­rungs­sub­strat fest­ge­hal­ten. Die­se müs­sen unter ande­rem dann ver­steu­ert wer­den, wenn ein Mit­un­ter­neh­mer aus der Gesell­schaft aus­schei­det (§ 5a Abs. 4 Satz 3 Nr. 3 EStG). Der Bun­des­fi­nanz­hof (BFH) hat ab 2019 in ständiger Recht­spre­chung ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Finanz­ver­wal­tung ent­schie­den, dass der Begriff des Aus­schei­dens weit zu ver­ste­hen ist und auch unent­gelt­li­che Übertragungen im Wege der Schen­kung oder eines Erb­fal­les umfasst (BFH, Urteil vom 28. Novem­ber 2019, IV R 28/19, BFH/NV 2020, 412). Der Gesetz­ge­ber hat auf die­se Recht­spre­chung reagiert. Durch § 5a Abs. 4 ¤tze 5 bis 7 EStG in Ver­bin­dung mit § 52 Abs. 10 Satz 4 EStG wird rück­wir­kend ab Ein­füh­rung der Ton­nage­steu­er gere­gelt, dass bei Übertragungen eines Mit­un­ter­neh­mer­an­teils zum Buch­wert nach § 6 Abs. 3 EStG und damit unent­gelt­lich der Unter­schieds­be­trag auf den Rechts­nach­fol­ger über­geht. Es kommt also zu die­sem Zeit­punkt (noch) nicht zur Besteue­rung der im (fort­ge­führ­ten) Unter­schieds­be­trag ent­hal­te­nen stil­len Reser­ven. Damit wur­de die bis­he­ri­ge Ver­wal­tungs­auf­fas­sung wiederhergestellt.

Der Streit­fall betrifft die Schen­kung eines Mit­un­ter­neh­mer­an­teils im Jahr 2005 und ist damit von der rück­wir­ken­den Neu­re­ge­lung betrof­fen. Der vor­le­gen­de Senat ist davon über­zeugt, dass die­se Rück­wir­kung gegen die ver­fas­sungs­recht­li­chen Grundsätze des Ver­trau­ens­schut­zes (Art. 20. Abs. 3 Grund­ge­set­zes) verstößt und des­halb ver­fas­sungs­wid­rig ist.

Eine schrift­li­che Begrün­dung der Ent­schei­dung liegt noch nicht vor.

FG Ham­burg, Pres­se­mit­tei­lung vom 02.12.2022 zum Beschluss 6 K 68/21 vom 24.11.2022

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